Amor ist eine innere Kraft
„Hast du ein Glück“, bekommen Frischverliebte häufig zu hören. Susanne Zita ergänzt: „Mit viel Begeisterung, aber auch Neid in der Stimme. Denn nicht jeder landet einen solchen Glückstreffer.“ Manche wollen ihn einfach so gar nicht finden – den richtigen Partner. Und das, obwohl sie sich nichts sehnlicher als eine Beziehung wünschen. „Es gibt einen Amor, keine Frage! Aber er sitzt nicht mit Pfeil und Bogen auf einem Baum. Er sitzt in uns drinnen. Es ist vielmehr eine Kraft, die uns dazu bringt, uns zu verlieben“, ist Soziologe Univ.-Prof. Dr. Helmut Staubmann von der Uni Innsbruck überzeugt. Es müsse eine innere Bereitschaft da sein, einer Begegnung eine Chance zu geben. Oder wenn man so will, dem Glück ein wenig nachzuhelfen. Helmut Staubmann sieht es als „amorphen Fluss von Ereignissen“.
Zwischen Verliebten muss die Chemie stimmen
Susanne Zita erklärt: „Sind wir bereit für eine neue Beziehung, mischen wir uns auch mehr unter die Menschen, suchen den Kontakt – auf welche Art auch immer.“ Geben einander die Möglichkeit, einander überhaupt kennenzulernen. „Wer daheim sitzt und jede Chance verstreichen lässt – auch wenn sie nur einen Klick entfernt ist –, ist alles andere als ein aussichtsreicher Kandidat“, schmunzelt Helmut Staubmann. Und nur wenn die Chemie stimmt, kann der Funke überspringen.
Denn, wie man längst aus der Wissenschaft weiß, müssen Menschen sich einander auch „riechen“ können. Die Körperchemie ist für die Liebe eine absolute Voraussetzung. Susanne Zita erläutert: „Mit traumwandlerischer Sicherheit erkennen Menschen am Geruch, ob das Erbgut des Gegenübers zu einem passt und wie stark dessen Abwehrkräfte sind.“ Der mögliche Nachwuchs soll schließlich die optimale genetische Ausstattung erhalten. Für die Abwehr von Krankheiten und damit auch für den Erhalt der Art.
Es gibt keine Seelenverwandtschaft
Eine, die längst die rosarote Brille abgelegt hat und die Liebe mit wissenschaftlichem Blick betrachtet, ist die Neurobiologin Lone Frank: „Wir denken, dass wir uns eine Person mit bestimmten Eigenschaften an unserer Seite wünschen. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass wir uns tatsächlich in eine solche Person verlieben. Wir wissen im Vorfeld nicht, mit wem es funktioniert. Wir können nur ausprobieren und abwarten, was sich entwickelt“, betont die Dänin im Interview mit dem „stern“.
An das Prinzip der Seelenverwandtschaft glaubt Lone Frank nicht: „Zumindest nicht in dem Sinn, dass zwei Menschen füreinander bestimmt sind. Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Beweise.“ Zudem scheinen Menschen Opfer ihrer Ansprüche, wenn sie eine lebenslange Liebe erwarten, während die Biologie sie nur solange vorsieht, bis der Nachwuchs gezeugt und aus dem Gröbsten heraußen ist. Es gehe laut der Neurobiologin vielmehr darum, die bei der Partnersuche innere Stimme zum Verstummen zu bringen, die einem diktieren will: „Ihr müsst für immer zusammenbleiben.“ Quelle: „Ist Liebe einfach Glück?“ von Susanne Zita in der „Krone“ vom 12. Februar 2023
Von Hans Klumbies